1200 Jahre Literatur
Im Mittelalter fängt es an
Im Mittelalter war’s Gesang
Zaubersprüche, Heldensagen
Liebeslieder, Totenklagen
Vieles gibt’s davon nicht mehr
Ist schon viel zu lange her…
Walter von der Vogelweide,
Reinmar der Alte, und sie beide
Sehen es auch als Verpflichtung
Erfinden jetzt die Sangspruchdichtung
Das Rolandslied, den Parzival
Entscheidet man von Fall zu Fall
Ist es noch Mitte oder schon Spät
Das Mittelalter das jetzt geht
Wird von der Neuzeit abgelöst
hier wird auch nicht rumgedöst
Sie wird besungen von den Meistern
verlassen von allen guten Geistern
Affentheurlich Naupengeheurlich
Ja, es klingt irgendwie gräulich
Wird herumexperimentiert
Völlig frei und ungeniert
Nach 30 Jahren Kriegsgewimmel
Neue Sterne am Poetenhimmel
Angelus Silesius
ist zu jener Zeit Genuss
neben Opitz und van Birken
die besonders fleißig wirken
Nicht zu vergessen Gryphius
Ein ganz eigener Genius
Epigramm, Sonett und Ode
Nennt sich „Barocke“ Episode
Dann wird’s kritisch, es kommt der Gellert
Auch der Gottsched angerannt
Und der Klopstock und der Lessing
Traulich vereint und Hand in Hand
Und der Kant der gute Mann
Der zu allem etwas sagen kann
Dem man später unbeirrt
Den Namen „Aufklärung“ geben wird.
Jetzt drängt’s zum Sturm,
Und Johann Wolfgang ist der eine
Den ich ganz besonders meine
Der Friedrich später mit dabei
Nach manch verbaler Keilerei
Haben sie dann zu zweit entschieden
Wer gehen muss und wer zufrieden
Wer ganz klassisch dann in Weimar
Bei der Elite mit dabei war.
Romantik und das Biedermeier
Jetzt sind wir wieder etwas freier
Es wird gedichtet und gespielt
Das Gefühl, das ungestillt
Darf sich nun wieder frei bewegen
Niemand hat etwas dagegen
Novalis, Heine, Hauff und Laube
und ich glaube
Nestroy ist mit von der Partie
und bei so viel Harmonie
muss man doch glatt zynisch werden
mal widersprechen hier auf Erden.
Zeigen wie es wirklich ist
Ist in der folgenden Zeit die Pflicht
„Realismus“ ist sie benannt
Und allen romantischen Mumpitz verbannt
Schreibt man nun über das wahre Leben
So sehen’s die Literaten eben.
Was nun folgt ist irgendwann
„Avantgarde“ und man erkennt daran
Dass jeder schreibt was er grad will
Ob mit oder auch ohne Stil
Ob Symbole oder Ausdruck
Oder eine innere Schau
Ob von oben aus dem Ausguck
Oder von unten aus dem Bau
Hauptsache das alles geht in Druck
Es ist ein besonderer Schmuck
Das eigne Buch stehen zu haben
Sich an Auflagen zu laben.
Und so ist es bis heut geblieben
Also meine Lieben
Man kann aus allem sich was zieh’n
Man kann es so und so betrachten
Mit ein wenig Disziplin
Sich den vermachten
Werken stellen oder nicht
Mein literarischer Kurzbericht
Soll das nicht ändern sondern helfen
Es sei euch anheim gestellt
Zu welchen Poeten ihr euch gesellt…
Kunst ist kein Eindruck des Auges, sondern ein Ausdruck der Seele...